Rezension zu Huster: Die ethische Neutralität des Staates

Gerhard Czermak, Mitglied des ifw-Direktoriums: "Stefan Huster hatte im Jahr 2002 mit seiner Habilitationsschrift die umfangreichste und gehaltvollste Untersuchung der ethischen Neutralität des Staats vorgelegt, die die deutsche Rechtswissenschaft hervorgebracht hat. In der jetzt erschienenen zweiten Auflage ist eine neue 40-seitige Einleitung hinzugekommen, die fast monographischen Charakter hat. Sie ist außergewöhnlich informationsreich hinsichtlich des Diskussionsstandes, der Rechtsprechung und Literatur der letzten 15 Jahre. Insbesondere Jemand, der mit dem liberalen Neutralitätskonzept schon vertraut ist, wird aus dieser Aktualisierung großen Nutzen ziehen."

Prof. Dr. Stefan Huster, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Sozial- und Gesundheitsrecht und Rechtsphilosophie an der Ruhr-Universität Bochum, wählte als Ausgangspunkt der Hauptschrift den zunehmenden ethischen Pluralismus. Die in der Gesellschaft vorhandenen verschiedenen Konzeptionen des Guten werden im Grundgesetz koordiniert durch die Gewährleistung von Freiheits- und Gleichheitsrechten, aus denen das Rechtsgebot der staatlichen Neutralität gegenüber den divergierenden Vorstellungen zum guten Leben abzuleiten ist (Neutralitätsliberalismus). Das erfreulich gut lesbare Werk befasst sich intensiv mit der Frage der staatlichen Neutralität gegenüber den religiös-weltanschaulichen Überzeugungen und insbesondere mit Schule, ErziehungEhe und Familie sowie mit der Kunstfreiheit. Genau wird erläutert, warum Neutralität immer in Form der Begründungs-, aber nie Wirkungsneutralität zu beachten ist. Da die Bedeutung der weltanschaulichen Neutralität immer wieder Zweifeln ausgesetzt wird, ist die aktualisierte Neuausgabe sehr zu begrüßen.

Link zum Buch

Stefan Huster. 2017. Die ethische Neutralität des Staates. Eine liberale Interpretation der Verfassung. 2., unveränderte Auflage mit einer neuen Einleitung. Mohr Siebeck. LXV und 764 Seiten. ISBN-10: 3161553918