Eine allgemeingültige Aussage über Konflikte zwischen staatlichen und elterlichen Erziehungsbefugnissen lasse sich nicht treffen. Jedenfalls müssten alle Erziehungsmaßnahmen dem gemeinsamen Hauptziel dienen, "eine eigenverantwortliche Persönlichkeit zu bilden". Der Staat müsse die Vorstellungen der für den erzieherischen Gesamtplan verantwortlichen Eltern achten, aber diese seien dem Gedanken der Toleranz gegenüber andersdenkenden Eltern verpflichtet. Auch müssten sie hinnehmen, dass der Staat seine bildungspolitischen Vorstellungen zu verwirklichen suche. Grundrechte würden dabei erst verletzt, wenn der Staat Neutralität und Toleranz vermissen lasse und zu einem bestimmten Verhalten "indoktriniere", also seine Erziehungsgewalt missbrauche. Bei der Vermittlung von verfassungsrechtlich und gesetzlich vorgegebenen Werten und Haltungen sei dem Staat aber eine darüber hinausgehende "gezielte Beeinflussung oder gar Agitation im Dienste einer bestimmten politischen, ideologischen oder weltanschaulichen Richtung" verboten. Ein Verfassungsverstoß sei anzunehmen, wenn elterlichen Erziehungsintentionen kein Raum gegeben werde. Wenn das BVerwG dem Vortrag, das Lesebuch sei einer kritisch-emanzipatorischen Pädagogik verpflichtet, keine Bedeutung beigemessen habe, so liege darin kein Verfassungsverstoß. Das BVerfG könne nur eingreifen, wenn das fachgerichtliche Verständnis der fraglichen Texte nicht nachvollziehbar sei.