Es handelt sich um die bisher einzige Grundsatzentscheidung zum Religionsunterricht. Sie ist auch insofern veraltet, als Religionspädagogik und Lehrpläne seit langem die Glaubensvermittlung – entsprechend den Interessen von Schülern und RG – zugunsten lebenspraktischer und religionskundlicher Fragestellungen zurückdrängt haben.

Der staatliche konfessionelle RU ist keineswegs selbstverständlich, sondern in Europa eher die Ausnahme. Der Bekenntnisunterricht hat sich mehr und mehr zu einem Religionskundeunterricht entwickelt und von der Theologie als Bezugsfach gelöst, so in Dänemark, Großbritannien, Niederlande, Norwegen, Schweden und einigen Schweizer Kantonen. Bezugswissenschaft ist in diesen Ländern, bei verschiedenen Varianten, überwiegend die Religionswissenschaft. Die kirchliche Verantwortung für den RU wird dabei abgelehnt.

Auch nach dem GG ist der staatliche RU im Hinblick auf das grundsätzliche Neutralitäts- und Trennungsgebot nur auf Grund der Ausnahmebestimmung des Art. 7 II, III GG zulässig. Aber auch in den Bundesländern, in denen Art. 141 GG (Bremer Klausel; für die neuen Bundesländer mit Ausnahme Berlins ungeklärt) nicht gilt, ist der RU gemäß Art. 7 III 1 GG entgegen der völlig herrschenden Ansicht zwar praktisch, aber nicht auch verfassungsrechtlich der Regelfall. Denn Art. 7 III 1 nennt neben den öffentlichen Schulen mit RU ohne Differenzierung die Möglichkeit der Einrichtung "bekenntnisfreier Schulen", das sind jedenfalls Schulen ohne RU. Sie können auch als Regelschule eingeführt werden, wenn der allgemeine Unterricht weltanschaulich neutral erteilt wird. Art. 4 GG wird dann nicht verletzt.

Im Mittelpunkt seit Jahren anhaltender Diskussionen stehen grundsätzliche Zulässigkeit und Modalitäten eines islamischen RU. Dessen Einführung wird von der Politik seit etwa 2010 sehr forciert, obwohl die einflussreichen islamischen Verbände religiös konservativ ausgerichtet und die formalen und inhaltlichen Probleme sehr gravierend sind. Eine weitere Grundsatzentscheidung zum RU ist derzeit nicht zu erwarten.